Erfahrungsbericht

Interkultureller Erfahrungsbericht von Benedict Fadani

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Mein Name ist Benedict Fadani und ich nehme nun seit ca. 2 Monaten am IYFEP-Programm (International Young Farmers’ Exchange Program) in Uganda teil. Dort lebe und arbeite ich auf einem gartenbaulich ausgerichteten Hof in Namulonge, welcher nördlich von Kampala in der Zentralregion Ugandas liegt.
Ich wohne zusammen mit einer Familie ein paar Kilometer vom Hof entfernt. Jeden Morgen geht es zum Hof, zum Hofbüro oder zu einer Veranstaltung in der Umgebung, wie zum Beispiel einem Training für Landwirte und Landwirtinnen. Durch meine vielen Begegnungspunkte mit den Menschen in Namulonge und in der Umgebung darf ich an ihrem Alltag teilnehmen. Ihr Alltag wird auch zu meinem, was mir die Möglichkeit bietet, mich selbst und die Menschen aus meiner Umgebung besser kennenzulernen.

Eine sehr neue Erfahrung für mich ist die starke Bedeutung einer christlichen Religion. Bisher war ich nur an Heiligabend in der Kirche und selten am Ostersonntag. Auch gehöre ich keiner Glaubensgemeinschaft an, was mich hier erst mal in eine Außenseiterrolle schlüpfen lässt.
Allerdings kann ich trotzdem an allen möglichen kirchlichen Aktivitäten teilnehmen und war schon ein paarmal im Gottesdienst, der auch live über das Radio aus der Kirche nach Hause übertragen wird. An den ersten Sonntagen wirkte der schlagartige Wechsel zwischen lugandischer und englischer Predigt, welche nacheinander gesprochen und übersetzt werden, etwas eigenartig. Allerdings begann ich nach und nach, den Rhythmus, den diese Form der Predigt mit sich bringt, in mich aufzunehmen. Es beginnt mit einer langsamen Aussage, gefolgt von immer schneller und lauter werdenden darauf folgenden Aussagen des Pfarrers.

Die Besuche in verschiedenen Kirchen gaben mir auch einen Eindruck, welche Reaktion diese sich steigernde Predigt in einer Menschenmenge hat. Arme werden zum Himmel gehoben, laute Halleluljas und Amen werden gerufen, es wird gejubelt und geschrien. Diese Energie werde ich nicht vergessen.
Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich den Glauben und seine Bedeutung für die Menschen, mit denen ich hier zusammenleben darf, kennenlernen und auch ein bisschen verstehen lernen kann.

Besonders bin ich Pastor Gustus Muwonge dankbar, ein Bruder meines Host Farmers, der mit mir schon die eine oder andere Bibellesung machte und mir seine Beziehung zu Jesus vermittelt.

Eine andere wesentliche Erfahrung für mich ist der sprachliche Austausch in Luganda, die Sprache der Baganda, die hauptsächlich in der Zentralregion gesprochen wird. „Olunako olulungi“, was so viel bedeutet wie „Hab’ einen schönen Tag“, waren meine ersten Worte. Durch häufiges Fragen konnte ich dann mehr und mehr Wörter und Satzbruchstücke lernen. So versuchte ich mich zuerst im Austausch in Luganda mit ausführlichen Begrüßungsformeln wie „Oli otya?“ – „Wie geht es dir?“, „Ogambaki?“ – „Wie läufts?“

Mit den ersten Satzbruchstücken wie z.B. „Enjala Enuma Nyo“ – „Ich bin sehr hungrig“ oder „Omusana mungi njaggala kunyewela amazzi“ – „Es ist zu heiß, ich möchte Wasser trinken“ konnte ich schon eine kleine Konversation starten. Als ich mit der Zeit sicherer in meiner Aussprache wurde und mich die meisten Menschen verstanden, erntete ich Blicke der Verwunderung, des Erstaunens und einfach nur lachende Gesichter. Ein erstauntes „You know Luganda?“ war meist die Reaktion. Meine Gasteltern und mein Host Farmer erklären mir immer wieder, dass es die Menschen auf eine positive Art verwundert, dass ein Muzungo (die Fremdbezeichnung einer weißen Person) ihre Sprache spricht. Das gäbe es nicht so häufig.

Zu Beginn war ich mir unsicher, ob es akzeptiert wird, wenn ich in der hier lokalen Sprache spreche, aber mittlerweile habe ich verstanden, dass es mich auf eine sonderbare Weise mit meinen Mitmenschen verbindet. Klar, ich spreche meistens Englisch, weil ich darin flüssiger bin, jedoch ist eine wesentliche Erfahrung, dass ich auf eine andere Art kommunizieren kann, wenn ich Luganda spreche. So nehmen auch Interjektionen (Empfindungswörter) einen großen Raum in unserer Kommunikation ein. Dazu kann ich hier kein Beispiel geben, da man das hören muss, um es zu verstehen.
Wenn ich mit Freunden und meiner Familie in Deutschland telefoniere, fließen mehr oder weniger unbeabsichtigt diese Ausrufe in meine Aussagen mit ein. Es ist, als könnte ich plötzlich Emotionen verbalisieren, die ich im Deutschen oder Englischen so nicht ausdrücken konnte.
Außerdem wächst in mir der Eindruck, dass ein Gespräch auf Augenhöhe und in einer besonderen Form des Respekts leichter in Luganda als im Englischen ist.

Eins der besten Beispiele hierfür ist vielleicht „Jebale“, was so viel bedeutet wie „well done“. Diese Grußformel kann man jedem Menschen, dem man auf der Straße oder sonst wo begegnet, mitteilen. Mir wurde der Hintergrund dieses Wortes so erklärt: „Wenn du nicht die Zeit hast, ein langes Gespräch zu führen, und du willst die Arbeit eines Menschen trotzdem würdigen, so kannst du einfach Jebale sagen“.

An dieser Stelle möchte ich mich bei jedem einzelnen Menschen, der diesen Austausch ermöglicht, bedanken. Ihr habt ein Programm aufgebaut, das jungen Menschen wir mir ermöglicht, nicht nur einen fachlichen Austausch im Bereich Landwirtschaft zu erleben, sondern und vor allem auch einen Austausch, der es möglich macht, sich in vielerlei Beziehungen besser kennenzulernen.

Schorlemer Stiftung des Deutschen Bauernverbandes e.V.
Claire-Waldoff-Straße 7
10117 Berlin

Tel.: 030  31904 – 213